Die Geschichte
erzählt von Frank Schneider, Linz/Sa.
Was war geschehen?
Ponickau ist seit alter Zeit ein wasserarmes Dorf. Nicht ohne Grund ist die Deutung des slawischen Ortsnamens „Wasserschwund“ oder „Der Ort, wo das Wasser im Sande verschwindet“. In trockenen Sommern ohne ausreichenden Regen wurde das Wasser in den Brunnen des Dorfes knapp. Oft musste es von weit her geholt werden. Für uns heute mit zentraler Wasserversorgung eine kaum nachvollziehbare Situation. Für die Menschen damals ein täglicher „Kampf“ ums Überleben.Als in den trockenen Jahren 1865 und 1866 wieder einmal das Wasser im Dorf „knapp“ wurde, entschloss man sich zum Bau eines Brunnens auf dem Pfarrhof .Die Ausführung der Arbeiten wurde den drei Brüdern Muschter aus Ponickau übertragen.Am 20. November 1866 begannen sie mit dem Graben des Brunnens. Der Brunnenschacht wurde mit Brettern ausgeschalt, um die Wände zu stabilisieren. Am 5. Dezember fand man in einer Tiefe von ca. 20m eine wasserführende Schicht und begann, den Brunnenschacht auszumauern. Man entfernte einen Teil der unteren Schalung, um Platz zu gewinnen. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich kurze Zeit später zeigte. Der Brunnenschacht stürzte am 8. Dezember plötzlich in der Mitte zusammen, und begrub die beiden Brüder, die unten gearbeitet hatten.Nach mehreren vergeblichen Rettungsversuchen hatte man bereits alle Hoffnung aufgegeben, die Brüder noch lebend zu bergen. Der Brunnen sollte zugeschüttet werden und darüber eine Grabstätte entstehen. Schon war der Termin für die Trauerfeier am Brunnen festgelegt, da erschien Mauermeister Böhmig aus Ortrand und wagte einen letzten Versuch auf eigenes Risiko. Er wollte den Brüdern, die früher bei ihm gearbeitet hatten, zu einem „würdigen Begräbnis“ verhelfen. Erneut wurde nun gegraben. Elf Tage nach dem Unglück fand man die beiden Verschütteten und konnte sie lebend bergen. „Der alte Gott lebt noch!“ überschrieb damals Pfarrer Auerswald seinen ausführlichen Bericht der erlebten Geschehens, dass er selbst sowohl als Glaubenskampf, wie auch als Wunder Gottes erlebte. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus wurde damals das Heft als Glaubenszeugnis verbreitet. Auf dem Pfarrhof erinnert ein Denkmal an das Ereignis. Zum 50jährigen Jubiläum der Rettung entstand 1916 ein großformatiges Ölgemälde, dass den Augenblick der Rettung zeigt. Letzteres konnte 2016 aus Mitteln der Sparkassenstiftung und Spenden restauriert werden.
Der obere Teil des alten Pfarrbrunnens wurde wiederhergestellt und bezeichnet heute neu den Ort des Geschehens von damals.
Übrigens: Mauermeister Böhmig wurde 1802 in Linz geboren.
Er heiratete 1840 Friederike Wilhelmine Liebsch aus Ortrand. Sein Wohnhaus befindet sich noch heute am Ortrander Markt und beherbergt im Erdgeschoss das Büro des Ortrander Anzeigers.
Für das Jubiläum ist eine Neuauflage des Bunnenwunderheftes mit dem Bericht von Pfr. Auerswald in Vorbereitung.
Es wird zu den Festveranstaltungen erhältlich und dannach im Pfarramt Ponickau zu bestellen sein.